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Liebe Leserin, lieber Leser,
der November ist nicht der populärste Monat, aber es spricht doch manches für ihn. Mit seinen ernsten Feiertagen bringt er Ruhe und Nachdenklichkeit in den Alltag. Ist das Wetter schön, so freuen wir uns viel mehr als im Sommer, gerade die Kombination aus Frühnebel mit Herbstsonne hat ihren Reiz. Abends können wir uns ohne jede Ausrede mit einem Buch in die Sofaecke verziehen, denn im Dezember ist noch genug Zeit für Feiern und Feste. Und dann, am Ende des Monats, beginnt die Vorweihnachtszeit mit ihrem Zauber, den wir auch als Erwachsene nicht verscheuchen sollten. Es ist immer so viel vom inneren Kind die Rede, meist im Zusammenhang mit Problemen – hier ist die Gelegenheit, ihm und damit uns selbst eine Freude zu machen. Ein wenig Glanz im Leben, frohe Erwartung und Zuversicht sind gute Wegbegleiter in schwierigen Zeiten.
Wir wünschen Ihnen ruhige Novembertage und einen besinnlichen Advent.
P. S. Dürfen wir Sie schon jetzt zu unserem diesjährigen Christmas Quiz einladen? Ab 1. Dezember können Sie in diesem besonderen Online-Adventskalender wieder jeden Tag ein Türchen öffnen oder vielmehr draufklicken, einen kurzen Text lesen und dazu eine Frage beantworten. Am Ende gibt es natürlich etwas zu gewinnen! Motto diesmal: The Sounds of Christmas – also weihnachtliche Klänge aus Großbritannien. Hier finden Sie das weihnachtliche Rätsel.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr Team von THE BRITISH SHOP
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Reisefreuden
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Fürs Heimkino
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Wir sind im Garten
Wer wäre kein Fan historischer Gärten? Die Organisation English Heritage führt uns in einer kleinen Video-Serie durch die schönsten ihrer Anwesen. Los geht´s mit Mount Grace Priory, einer romantischen Klosterruine plus Herrenhaus. Die Gärten sind teils den mittelalterlichen Kräuterbeeten der Mönche nachempfunden, teils rekonstruiert im Arts-and-Crafts-Stil.
Historisches Lincoln
Lincoln liegt ein wenig abseits der Touristenpfade, hat aber eine pittoreske Altstadt, eine gewaltige Kathedrale und eine Burg – also nichts wie hin. Die High Street und eine uralte Straße namens Steep Hill, die ihren Namen verdient, sind so englisch, wie es nur geht; in den letzten Jahren sind am Ufer des Flusses Witham, der sich in einen See verbreitert, begehrte neue Quartiere entstanden. In diesem Youtube-Video starten wir zu einer kleinen Stadttour für den ersten Eindruck. Aus aktuellem Anlass weisen wir noch auf den Lincoln Christmas Market hin, der fürs erste Dezemberwochenende geplant ist. Er ist sehr beliebt und war bei seiner Premiere 1982 der allererste Weihnachtsmarkt im Vereinigten Königreich – inspiriert von Neustadt an der Weinstraße, der deutschen Partnerstadt.
Winterwanderung in Yorkshire
Eine Dame namens Selina Scott lässt uns in diesem Youtube-Video an ihrer winterlichen Wanderung durch die Yorkshire Dales teilhaben. Sehr ruhig, sehr beschaulich, und die Landschaft ist natürlich auch im Winter fantastisch! Für alle Fans der Dales hier noch ein deutschsprachiges Youtube-Video der Reihe "Me & Mr. W", das uns unter anderem in die sehr sehenswerten Formschnittgärten von Levens Hall führt und dann weiter durch die Natur. Es ist vom Stil her ein bisschen neckisch, die Briten würden "twee" sagen ... aber die Geschmäcker sind nun mal verschieden. Unter dem Namen Kirsten & Joerg veröffentlicht das in Großbritannien lebende Paar auch regelmäßig Filme auf Englisch, jüngst diesen über eine Tour durch ein bezauberndes Cottage
Himmelsschauspiel
In Schottland heißen sie "Mirrie Dancers", die schimmernden Tänzer, bei uns schlicht Nordlichter. Einmal im Leben sollte man sie gesehen haben, oder? Auf den nördlichsten schottischen Inseln stehen die Chancen um diese Jahreszeit und bis hinein in den März ganz gut, manchmal sind die wabernden grünen und bunten Lichter – verursacht vom Sonnenwind, der in die Atmosphäre eindringt – sogar von Edinburghs Hausberg Arthur´s Seat aus sichtbar. Schöne Bilder und Infos finden Sie auf VisitScotland.com. Damit man beim Ausschauhalten nicht vergeblich friert, gibt es eine ganze Reihe von Apps zur Vorhersage, wann wo mit Polarlicht zu rechnen ist.
Für den Terminkalender
Der Kartenvorverkauf für die Chelsea Flower Show 2023 (23. bis 27. Mai) hat schon begonnen. Einen Schwerpunkt bilden diesmal Gärten, die der Seele guttun. Auf der offiziellen Homepage der RHS gibt es einen Überblick über diese und andere Gartenausstellungen der Royal Horticultural Society und einen Link zum Ticketverkauf.
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Kultur-Tour |
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Gainsboroughs Haus
Thomas Gainsborough (1727 – 1788) ist berühmt für seine Porträts der besseren Gesellschaft. Jedoch schlug sein Herz auch und vor allem für die Landschaftsmalerei, und das ist vielleicht der Grund, aus dem er die in Samt und Seide gekleideten Damen und Herren bevorzugt in einer Naturkulisse platzierte. Gainsboroughs Geburtshaus in Sudbury (Suffolk) – er kam dort als Sohn eines Tuchhändlers zur Welt – ist schon seit 1961 ein Museum. In wenigen Tagen wird es aber nach umfangreichen Umbauarbeiten wiedereröffnet. Neu ist das Konzept der Ausstellung (das Museum hat mehr als 60 Gemälde und Zeichnungen), aber auch das Café mit Glasfassade und Blick in den Garten. Hier können Sie einige der schönsten Bilder betrachten, die in Gainsboroughs House ausgestellt werden.
London in den Thirties
Dieses kleine Filmjuwel ist ein Zufallsfund und führt uns nach London der frühen 1930er. Die Aufnahmen sind mit viel Liebe digital überarbeitet und koloriert worden, auch der Soundeffekt – im Wesentlichen Straßenlärm – wurde nachträglich hinzugefügt. Es passiert nicht viel, aber für historisch Interessierte (und Freunde alter Busse, Autos und Züge) lohnt sich das Anschauen. Mehrere Dinge fallen auf: Erstens ging man früher tipptopp gekleidet auf die Straße, die Damen tragen Kleider, die Herren Anzug, manche Melone. Zweitens gibt es viele der Markenprodukte, die am Piccadilly Circus beworben werden, auch heute noch. Drittens wirken die Menschen trotz des schon damals erheblichen Großstadttrubels ziemlich entspannt. Viel Spaß bei der kleinen Zeitreise!
Edinburgh im Zeitraffer
Wo wir gerade bei Spielereien sind: Hier ist ein Video, das uns den immer – mehr oder weniger – gleichen Blick auf die Princes Street in Edinburgh zeigt und dabei Bilder verschiedener Epochen überblendet. Sobald wir im Jahr 1847 angelangt sind, wird aus den Fotos ein Gemälde. Raffiniert!
Meeresbilder eins
Wenn die "Shipwrecked Mariners` Society" einen Fotowettbewerb ausschreibt, dann erwartet man Bilder von Schiffswracks. Und tatsächlich sind beim preisgekrönten Foto von 2022, einer Aufnahme aus der Luft, gleich zwei zu sehen – neben Austernbänken in Brightlingsea, Essex. Aber eigentlich geht es ganz generell um Bilder, die Großbritanniens enge Beziehung zur See zum Thema haben – ein weites Feld also. Auf der Homepage können Sie das Siegerfoto und die Nächstplatzierten betrachten, sie sind allesamt sehr schön. Diesen Tipp verdanken wir einer freundlichen Leserin, thank you! P. S. Die Society unterstützt ehemalige Seeleute, die in finanzielle Not geraten sind, sowie ihre Angehörigen. Und das seit 1839.
Meeresbilder zwei
Tate Liverpool kombiniert in einer Ausstellung klassische Seestücke von J. M. W. Turner mit Soundinstallationen des Berliner Künstlers Lamin Fofana. Titel: Dark Waters, dunkle Wasser. Klingt so bedrohlich, wie das Meer eben (auch) ist.
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Fürs Heimkino |
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Aus der Mediathek
Der Mann vom Hausboot
Chelsea ist ein feiner Londoner Stadtteil, allerdings lebt The Chelsea Detective in eher bescheidenen Umständen, nämlich auf einem Hausboot. Kripomann Max Arnold (supersympathisch: Adrian Scarborough) wusste nach der Trennung von seiner Frau nicht, wohin. Und gerade jetzt, wo er anderes im Kopf hat, muss er mit seiner Kollegin Priya Shamsie (Sonita Henry) gleich vier extrem knifflige Fälle hintereinander lösen. Die erste Staffel dieser britischen Krimiserie ist vielversprechend, nicht zu blutig und macht – auch wegen des subtilen Humors – viel Spaß. Sie ist in der ZDF-Mediathek auf Deutsch und Englisch zu sehen. Wir freuen uns auf mehr!
Sean und James
Dass Schauspieler nicht identisch sind mit den Figuren, die sie spielen, ist eine Binsenweisheit. Trotzdem neigt das Publikum dazu, sie zu verwechseln – auch bei James Bond, dem Agenten mit dem Riesenego und den schicken Anzügen, und seinem eher bodenständigen Darsteller Sean Connery. Diese Doku aus der Arte-Mediathek bringt uns den Schotten Connery näher und zeigt, dass er zwar sehr viel Herzblut in die Rolle investierte, aber eigentlich ganz anders ist.
Leider sind viele Angebote der Mediatheken außerhalb Deutschlands nicht abrufbar.
Bei Netflix
Familienalltag im Königshaus
Wenn Sie ein Fan sind, dann haben Sie wahrscheinlich schon alle Folgen gesehen: Seit ein paar Tagen ist die fünfte Staffel von The Crown, der sehr erfolgreichen Serie über das britische Königshaus, abrufbar. Die große britische Schauspielerin Imelda Staunton hat die Rolle der Queen Elizabeth nun von der nicht minder großen britischen Schauspielerin Olivia Colman übernommen. Dass sich das Drehbuch eine gewisse künstlerische Freiheit erlaubt, muss man im Hinterkopf behalten – dies ist kein "Dokudrama", sondern eine Interpretation. Aber gut gemacht! Vielleicht hätte man aus Pietätsgründen noch ein bisschen warten sollen mit dem Start, aber das ist Ansichtssache.
Bei Amazon
Leider verpasst
"Zu dir oder zu mir?", Your Christmas or Mine? Dummerweise spricht sich ein sehr verliebtes junges Paar, das erstmals Weihnachten gemeinsam feiern möchte, nicht ab, sondern setzt auf Überraschung – und so landet die eine in seinem, der andere in ihrem Elternhaus. Ein Schneesturm sorgt dafür, dass es so bleibt. Und die beiden merken, dass sie aus völlig unterschiedlichen Welten stammen. Wetten, dass die Liebe trotzdem siegt? So gehört sich das jedenfalls für eine romantische Weihnachtskomödie. Ab 2. Dezember bei Amazon Prime zu sehen. Einen deutschen Trailer haben wir leider noch nicht gefunden.
Kino auf Bestellung
Grauen in der Idylle
Wenn Sie England lieben und Horrorfilme auch, dann ist Men – Was dich sucht, wird dich finden vielleicht richtig für Sie. Handlung: Junge Frau will sich nach einem Trauma in einem englischen Dörfchen erholen und mietet gleich ein Herrenhaus ganz für sich allein ... wenn das mal gut geht. Die Männer des Dorfes sind allesamt sehr seltsam, die Vergangenheit kommt in gruseliger Gestalt zurück, und das Ganze ist leider eine blutige Angelegenheit. Nur für gute Nerven, nichts für Jugendliche.
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TV-Tipps |
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Die TV-Tipps rund um Großbritannien und Irland finden Sie als PDF-Datei unter diesem Link. Sie können sich die Datei herunterladen, im Browser anschauen oder auch ausdrucken.
Zusätzlich finden Sie die aktuellen TV-Tipps täglich unter diesem Link: magazin.the-british-shop.de/tv-tipps.html. Auch hier haben Sie die Möglichkeit, das Vier-Wochen-Programm komplett als PDF zu laden, oder sich den täglichen Programmhinweis als RSS-Feed zu bestellen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Stöbern und natürlich beim Anschauen der Sendungen!
Hinweis: Alle nächtlichen Sendungen, auch wenn sie nach Mitternacht beginnen, werden dem Vortag zugerechnet, ab 5 Uhr früh dann dem nächsten Tag.
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Verflucht gesund |
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Momentan ist jede gute Nachricht willkommen. Aber auch diese? Drei britische Universitäten haben in einer gemeinsamen Studie herausgefunden, dass Fluchen gesund ist, Beziehungen innerhalb von Gruppen stärken kann und sogar gegen Schmerzen hilft. Zum Beispiel konnten Probanden ihre Hände länger in eiskaltem Wasser baden, wenn sie dabei Verwünschungen ausstießen. Wer weiß, wozu wir diese Information noch gebrauchen können! Bei aller Freude über den Erkenntnisgewinn stellt sich allerdings die Frage, ob das Fluchen auch denjenigen guttut, die es sich anhören müssen. Vielleicht eine Idee für die nächste Studie? Wir wollen nicht vorgreifen, tippen aber mal, dass Beziehungen genauso solide sind, wenn im täglichen Umgang nicht jedes zweite Wort mit F oder Zischlaut anfängt. In manchen Situationen geht es nicht anders, ganz klar, wir sind ja alle nur Menschen. Aber gerade Großbritannien war und ist die Nation der Höflichen und Zurückhaltenden, das darf gern so bleiben, thank you very much. Sprache prägt, sie kann brutalisieren und besänftigen, und deshalb wäre es schon wünschenswert, dass es im Alltag nicht zugeht wie beim Fußballspiel in der Hooligan-Kurve. Wenn doch: Es gibt eine in Großbritannien und den USA verbreitete ganz einfache Reaktion auf Flüche und Schimpfwörter: ein mahnend ausgerufenes "Language!". Das ist eine Kurzform von "bitte seien Sie doch so nett und achten Sie auf Ihre Sprache, mir gefällt Ihre Ausdrucksweise nicht so gut". Wird sofort verstanden und manchmal sogar befolgt. Nachtrag: "Schwören" und "fluchen" – "to swear" – teilen sich in der englischen Sprache dasselbe Wort. Die gemeinsame Wurzel ist wahrscheinlich das "Beschwören" Heiliger.
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Lesestoff |
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Für die Großen
Whisky und lange Winterabende passen perfekt zusammen. Wer alles über Schottlands Gold erfahren möchte, über seine Geschichte und Geschmacksnuancen und die Brennereien im Lande, der (oder die) wird von dem Buch Schottlands beste Whiskys begeistert sein. Autor Ingvar Rönde ist zwar Schwede, aber ein versierter Whisky-Fachmann und kann außerdem gut schreiben. Das Buch ist edel aufgemacht, wunderschön illustriert und eine Freude zu lesen.
Für die Kleinen
Peter Pan ist vor allem als Disney-Figur bekannt – das ist ein bisschen schade. Denn die Geschichte um den Jungen, der nicht erwachsen wird, hat Tiefgang, viele unvergessliche Figuren wie den Piratencaptain mit der Krokodilphobie und auch eine recht interessante psychologische Komponente. Denn wir alle kennen wohl Menschen, die sich schwer tun mit dem Erwachsenwerden, auch wenn sie, anders als Peter, nicht fliegen können. Ein Klassiker fürs Kinderzimmer, in der Reihe Weltliteratur & Musik als neu gestaltetes Bilderbuch samt Hörspiel-CD mit Musikeinlage. Auf nach Nimmerland! Beide Bücher können Sie bei THE BRITISH SHOP bestellen.
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Sprachecke: Tatsächlich ... Englisch |
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Anglizismen der Sorte "das Kick-off-Event fürs Board-Meeting war ein Get-together beim Business-Lunch" wirken unfreiwillig komisch und sollten auch und gerade von Menschen, die Weltläufigkeit demonstrieren möchten, vermieden werden. Aber ganz ohne englische Fremdwörter geht es heute kaum noch, da erzählen wir Ihnen nichts Neues. Natürlich können wir statt Laptop "tragbarer Rechner" sagen und uns zum "verspäteten ausgiebigen Frühstück" statt zum Brunch treffen oder eine Kinderhüterin statt des Babysitters bestellen. Aber die Mehrheit der Menschen wird dem Beispiel nicht folgen. Unter den vielen Variationen, in denen Anglizismen in unsere Sprache einwandern, sind die versteckten vielleicht die interessantesten. Jüngstes Beispiel: "tatsächlich", aktuell ein Lieblingswort vieler junger Leute. So, wie es von ihnen eingesetzt wird, ist es eine direkte Übersetzung von "actually", dem britischsten aller britischen Füllwörter. Bei manchen Leuten taucht es sogar in jedem zweiten Satz auf, häufig am Anfang: "Tatsächlich habe ich mir einen neuen Job gesucht." "Tatsächlich hat mir der Film gut gefallen" oder auf die Frage nach dem Befinden "danke, es geht mir tatsächlich sehr gut". Der Ausdruck dient hier nicht dem Hinweis, dass es sich um Tatsachen handelt, sondern hat die gleiche Funktion wie "actually" oder manchmal auch "in actual fact" im britischen Englisch. Nämlich gar keine. Schon um einiges älter ist die Marotte, "in" mit Jahreszahlen zu kombinieren: "In 2022 hatte Großbritannien drei verschiedene Premiers" (jedenfalls bisher, wer weiß, was noch kommt). Oder: "Die Geburtenzahlen stiegen in 2021 an." Das ist ganz klar aus der englischen Sprache übernommen – und überflüssig. Denn es reicht, einfach "2022 hatte Großbritannien ..." zu sagen, wenn man sich das etwas behäbige "im Jahre" sparen will. Weitere etablierte Anglizismen sind "am Ende des Tages" statt "schließlich, zu guter Letzt" (im Original "at the end of the day"), "Sinn machen" ("to make sense") statt "sinnvoll sein" oder "Sinn ergeben", "nicht wirklich" ("not really") anstelle von "eigentlich nicht" oder, etwas unelegant, "er ist fein damit" ("he is fine with that") statt "für ihn ist das in Ordnung". Eine Erwähnung verdient der Ausdruck "das ist keine Raketenwissenschaft" ("that´s no rocket science") für etwas, das kein Hexenwerk ist. Übrigens gehört auch das "Netzwerk", ganz zu schweigen vom Verb "netzwerken", zu den getarnten Anglizismen. Im Deutschen heißt es nämlich einfach Netz, das ist auch ohne "werk" schon verknüpft und verzweigt. Aber diese Erkenntnis hat sich überlebt, und das Netzwerk gehört fest zu unserem Sprachgebrauch. Manche der gut getarnten Anglizismen werden wieder verschwinden, andere bleiben uns treu und finden – wie "Sinn machen" und das Netzwerk – ihren Weg in den Duden. Ob wir sie selbst benutzen wollen, das ist – tatsächlich! – Geschmackssache.
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Rezept des Monats: Chicoréesalat mit Orangen |
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DChicorée ist einerseits robust, andererseits zimperlich und scheut das Tages- und Lampenlicht. Im Handel liegen die zigarrenförmigen Köpfchen immer gut abgedeckt, damit sie nicht verfärben und, schlimmer, verbittern. Denn von Natur aus hat dieses Gemüse, das in Großbritannien "chicory" heißt und sich wachsender Beliebtheit erfreut, einen ausgeprägt bitteren Geschmack. Er wurde aber weggezüchtet bis auf einen Rest, der das Besondere ausmacht. In unserer gesundheitsbewussten Zeit erlebt auch die "Zichorie" – die Wurzel des Chicorées – ein Comeback in Bioläden und Reformhäusern; unseren Vorfahren war sie noch sehr vertraut als preiswerter Kaffeeersatz. Heute geht es mehr ums Vermeiden von Koffein, denn die Zichorie enthält keinen. Im Englischen heißt es übrigens immer "chicory", egal, ob es um die Blätter oder die Wurzel geht, ums Gemüse oder um Quasi-Kaffee. Gedünstet in Butter schmeckt Chicorée sehr gut, man kann ihn anschließend im Schinken oder Speck umwickeln und mit Cheddar bestreut kurz im Ofen überbacken. Roh sehen die Blättchen, vom Strunk getrennt, aus wie kleine Boote und lassen sich gut füllen mit Frischkäse und Kräutern oder einer Creme aus Blauschimmelkäse mit klein gehackten Walnüssen. Unser Rezept kombiniert rohen Chicoreé mit Orange und Avocado, was einen sehr leckeren und vitaminreichen Beilagensalat oder eine kleine Vorspeise abgibt. Wir brauchen für vier Personen: - zwei unbehandelte Orangen;
- zwei Esslöffel Olivenöl;
- einen Esslöffel Walnuss- oder Haselnussöl;
- Pfeffer, Salz, etwas Zucker;
- eine reife Avocado;
- Eeine Handvoll Friséesalat (der ist ebenfalls ein Verwandter des Chicorées).
Den Chicorée putzen, in schmale Ringe schneiden, dabei den Strunk entfernen. Den Frisée waschen und trockenschleudern. Die Orangen halbieren und die Fruchtfilets – wie bei einer Grapefruit – mit einem kleinen scharfen Messer herausschneiden. Das ist nach unserer Erfahrung die einfachste Methode, ans Fruchtfleisch minus der weißen Haut zu kommen. Den Saft, der dabei austritt, auffangen, deshalb am besten über einer Schüssel arbeiten. Die Avocado schälen, entkernen und in Scheiben schneiden. Den Orangensaft mit einem halben Teelöffel Salz und Pfeffer sowie etwas Zucker gut verrühren. Das Oliven- und das Walnussöl unterschlagen. Abschmecken – wenn es Ihnen zu lasch ist, können Sie auch ein wenig Essig zugeben, aber nach unserer Erfahrung reicht die Säure der Apfelsinen. Fruchtfilets, Chicorée und Avocado in die Marinade geben, den Friséesalat dazugeben, alles gut vermischen und servieren. Wer will, variiert mit gebratenen Speckwürfeln, einer Handvoll Nüsse, Blauschimmelkäse, Rosinen, kleingeschnittenen frischen Feigen – ganz nach Geschmack.
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