Gegen die Einsamkeit
Als Großbritannien vor gut einem Jahr eine Ministerin für oder vielmehr gegen Einsamkeit bekam, rieben wir uns alle die Augen. Inzwischen ist die Dame, Tracey Crouch, zwar nicht mehr im Amt, aber das Vorhaben, etwas gegen Vereinsamung zu unternehmen, läuft weiter. Eine inzwischen spürbare Auswirkung ist: Ärzte dürfen "social prescribing" vornehmen, sprich "soziale" Rezepte ausstellen. Damit bekommt man keine Medikamente, aber Zugang zu einer Fachfrau oder einem Fachmann, die mit den Betroffenen maßgeschneiderte Konzepte entwickeln, um sie unter die Leute zu bringen. So soll der Teufelskreis aus Einsamkeit, Scham und weiterem Rückzug durchbrochen werden. Finanziert wird das Ganze von der Gesundheitsbehörde, der NHS, und somit aus Steuermitteln (und nicht über Krankenversicherungen).
Auf den ersten Blick mag es etwas albern wirken – können die Leute denn nicht ohne professionelle Hilfe einem Lesezirkel, Chor oder Sportverein beitreten? Tatsächlich ist Einsamkeit aber nicht nur in Großbritannien ein großes, wenn auch wenig diskutiertes Thema, das alle Altersgruppen betrifft – die verwitwete alte Dame genauso wie den jungen Manager, der ständig umziehen muss. Wer einmal an Selbstwertgefühl eingebüßt hat und sich nicht mehr zugehörig fühlt, der findet schlecht wieder aus den eigenen vier Wänden, wird immer unglücklicher und vielleicht krank. In jedem Fall ist es ein interessantes Experiment, und wir werden mit Interesse verfolgen, wie es weitergeht. Sicher erhofft man sich auch einen Rückgang der "echten" Verschreibungen und somit einen Einspareffekt, aber das muss ja nicht verkehrt sein.
Sprachecke: Wie romantisch!
Am 14. Februar ist Valentinstag, der Tag der Liebenden. In Großbritannien hat er, anders als bei uns, lange Tradition und wurde schon im Mittelalter gefeiert – ohne Herzchen und Rosen oder gar Schokolade, die ihren Weg nach Europa noch nicht gefunden hatte. Aber um die Liebe ging es auch damals.
Das bringt uns zu der Frage, was ist das eigentlich für ein Begriff: Romantik? Im Englischen heißt er "romance", was zugleich für Romanze steht. Und es gibt ihn auch als Verb: "to romance" bedeutet, jemanden zu um- oder für etwas zu schwärmen, nicht ganz dasselbe wie "romantisieren". Die Epoche der Romantik trägt den Namen "Romanticism".
Vom Wortstamm her hat die Romantik – wie so vieles in unserer Kultur – mit den Römern zu tun. Sofern wir den Etymologen glauben dürfen, bezieht sich das Wort ursprünglich auf romanische Sprachen im Gegensatz zum reinen Latein. Damit war (und ist) die im jeweiligen Land gebräuchliche Sprache gemeint, die sich aus Latein entwickelt, aber mit anderen Einflüssen vermischt hat – jene Sprache, in der Geschichten erzählt wurden. Und wovon handeln Geschichten, die überliefert werden? Von Heldentaten, Königshäusern, Krieg und Frieden und, ja, von der Liebe.
Hier hat auch unser "Roman" seinen Ursprung. Im Englischen heißt er allerdings "novel", was von "neu" kommt, ganz unabhängig vom Datum der Erstausgabe. Ein Liebesroman ist ein "romantic novel" oder ein "romance novel" – ein Literaturgenre, das nicht den höchsten Status genießt, um es zurückhaltend auszudrücken, und für das der britische Verlag "Mills & Boon" stellvertretend steht. Geht es besonders leidenschaftlich her und spielt die Geschichte vor einem historischen Hintergrund, so heißt ein solches Buch witzigerweise auch "bodice ripper", Miederzerreißer.
Noch erwähnen möchten wir die "rom com", die romantische Komödie aus dem Kino, die es in allen Qualitätsabstufungen gibt von sehr bewegend bis einfach nur peinlich. Es gilt aber in jedem Falle die Faustregel: Sitzen ausschließlich Frauen im Saal, dann läuft mit hoher Wahrscheinlichkeit eine "rom com".
Allererste Sahne – eine kleine kulinarische Verwirrung
Wie kann ich "double cream" ersetzen? Mit dieser Frage wandte sich eine nette Leserin an die Newsletter-Redaktion. Sie wollte einen "bread and butter pudding" zubereiten, dessen Rezept die oben erwähnte "Doppelsahne" enthielt. Im Internet finden sich Tipps, dass man eine Mischung aus Mascarpone und Schlagsahne statt Crème double nehmen könne, aber die führten hier in die Irre. Und zwar einfach deshalb: Französische Crème double und englische "double cream" sind nicht dasselbe. Erstere ist fest und dick, die zweite flüssig.
Die Briten verwenden mehrere Arten Sahne, die sich durch den Fettgehalt und die Konsistenz unterscheiden. Da gibt es einmal "single cream", auch "pouring cream" genannt. Das ist eine Art Kaffee- oder auch Kochsahne, die sich nicht zum Aufschlagen eignet. Sie wird gern über Obstsalat oder Kompott gegossen. Wer sie für Saucen verwendet, sollte diese anschließend nicht mehr zum Kochen bringen: Gerinnungsgefahr!
"Whipping cream" entspricht unserer Schlagsahne (Obers, Rahm ...). Die fürs fragliche Rezept benötigte britische "double cream" hat mehr Fett, fast 50 Prozent, ist aber immer noch flüssig. Sie lässt sich, und das ist das Schöne daran, in nahezu allen Gerichten völlig problemlos mit normaler Schlagsahne ersetzen, was fast genauso gut schmeckt und nicht ganz so ins Kontor schlägt, kalorienmäßig gesehen. So auch beim "bread and butter pudding", dessen Rezept wir Ihnen weiter unten verraten.
Und dann hat Großbritannien natürlich noch die einzigartige "clotted cream", die Sie auch aus unserem Sortiment kennen und die der Traumpartner für Scones und Erdbeermarmelade ist. "Englishness" zum Löffeln!
Rezept des Monats: Brotpudding
Nun kommt das versprochene Rezept. Ein "bread and butter pudding" ist ein köstliches Dessert für die kalte Jahreszeit, sehr leicht zuzubereiten und darüber hinaus eine gute Resteverwertung. Es ist mit dem "armen Ritter", neudeutsch "French Toast", verwandt.
Bestreichen Sie sechs Scheiben Weißbrot – die ruhig schon etwas trocken sein dürfen – mit Butter und schneiden Sie dann die Krusten ab (wenn Sie das vorher erledigen, lässt sich das Brot schlechter bestreichen). In Streifen oder Dreiecke schneiden. Nun legen Sie die Hälfte der Brotscheiben in eine gebutterte Auflaufform, bestreuen sie mit 50 Gramm Rosinen (oder einer Mischung klein geschnittener Trockenfrüchte) und 25 Gramm braunem Zucker. Mit dem restlichen Brot belegen. Drei Eier mit 600 Milliliter flüssiger Sahne verschlagen, über die Mischung gießen und mit 25 Gramm braunem Zucker bestreuen. Eine knappe Stunde ziehen lassen. Dann im auf 160 Grad vorgeheizten Backofen etwa 40 Minuten backen (wird die Oberfläche zu braun, mit Backpapier abdecken). Dazu können Sie Vanillesauce oder Vanilleeis servieren – oder ein Löffelchen "clotted cream".